Junges Theater Eschwege bietet mit „Judas” ein intensives Theatererlebnis, das zum Nachdenken anregt

VON EDEN SOPHIE RIMBACH – Werra Rundschau vom 28.8.2023, Eschwege

Eschwege Mit angezogenen Knien sitzt Judas auf einem Holztisch, auf dem sich die Hiebe eines Hammers abgezeichnet haben. Wenn man nichts tut, kann man auch nichts falsch machen”, schreit er wutentbrannt und schlägt mit den flachen Händen auf die Tischplatte, um kurz darauf ganz leise und nachdenklich hinzuzufügen: Und auch nichts richtig.”

Mit Judas” bringt das Junge Theater Eschwege ein Einpersonenstück in seinen Probenraum, das unter die Haut geht. Bei der Premiere am Samstagabend erlebten die Zuschauer mit dem von Manfred Rehbaum verkörperten Judas rund anderthalb Stunden lang starke Emotionen und vor allem die Zerrissenheit der titelgebenden Figur. Denn der Judas der niederländischen Autorin Lot Vekeman ist eine Figur, die nach knapp 2000 Jahren und dem eigenen Tod immer noch nicht fassen kann, was geschehen ist, und seither darunter leidet.

Gleich zu Beginn richtet sich der schlicht in helle Stoffe gekleidete Mann an die 50 Zuschauer. Erwartungen sollten sie laut ihm nicht haben, da diese nichts darüber aussagen, was kommen wird.

Was ich erzählen will, ist die unbekannte Geschichte”, erklärt er mit nachdenklichem Blick. Und die führt von seiner Herkunft hin zu den drei Jahren mit ihm”, wie es immer wieder heißt. Im Erinnern an ein Erlebnis bricht der Protagonist in kindliche Euphorie aus, seine Geschichten sind durchmischt von einer oft wechselnden Sicht auf Ihn”, die Welt zu seiner Zeit und sein eigenes Handeln.

Ich wollte ihn wachrütteln”, sagt er nach einer Szene voller Wut und Fassungslosigkeit über den Hass anderer mit einer Traurigkeit, der sich das Publikum nicht entziehen kann. Kurz darauf hält er den Zuschauern lautstark den Spiegel vor: „Angenommen, Sie hätten damals gelebt!”

Mit Szenen wie dieser rückt die Aktualität des Stücks in den Vordergrund. Schon als er sich vorstellt, sagt der Protagonist, dass sein Name nun wieder häufiger im Fokus stehe. Auch zeitlose Fragen nach dem Zweifeln oder dem richtigen oder falschen Handeln lässt Lot Vekeman ihren Judas stellen und diskutieren. Manfred Rehbaum gelingt es unter der Regie von Karin Perels, diese Figur und ihre Bandbreite an Emotionen auf eine Weise darzustellen, die die Zuschauer ab dem ersten Moment nicht mehr loslässt. Im kleinen Raum und mit wenigen Requisiten ist „Judas” ein Stück mit vielen starken Bildern, in dem die Titelfigur erklärt: „Ein Mensch sagt mehr als seine Worte.”

Judas” wird samstags, 2. und 9. September, ab 20 und sonntags, 3. und 10. September, ab 18 Uhr in den Probenräumen am E-Werk gespielt.

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„Ein Mensch sagt mehr als seine Worte”

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